Pflanzliche Futtermittel

Pflanzliche Futtermittel

Pflanzliche Futtermittel
Bei der Ernährung herbivorer Reptilien müssen die natürlichen Verhältnisse im Biotop und die daraus resultierenden Anpassungen des Verdauungstraktes berücksichtigt werden. Bewohner trockener Lebensräume, beispielsweise Dornschwanzagamen oder europäische Landschildkröten, ernähren sich in freier Natur vor allem von trockenen und sehr rohfaserreichen Pflanzen, wohingegen Tropenbewohner oftmals sehr wasserhaltige Nahrung bevorzugen. Diese natürlichen Faktoren müssen sich in der Auswahl und Zusammensetzung der Nahrung widerspiegeln, damit die hochkomplexen Verdauungsvorgänge störungsfrei ablaufen können und dadurch gesundheitliche Probleme vermieden werden.
 
Ein artgerechtes Futter z.B. für europäische Landschildkröten (z.B. Testudo graeca) sollte daher aus Wiesenkräutern (kein Klee), Heu, faserreichen Salaten und Gemüse bestehen. Dornschwanzagamen (Uromastyx sp.) muss neben dem Grünfutter immer eine Schale mit Körnerfutter (u.a. Mais, Hirse, Weizen, Erbsen und Linsen) angeboten werden. Die Nahrung des Grünen Leguans (Iguana iguana) sollte sich zu ungefähr 80 % aus Kräutern und Blättern (Salat, Laub, Blattgemüse) sowie ca. 10 - 15 % geriebene Karotten und 5 % Früchten zusammensetzen. Die omnivoren Reptilien stellen dagegen i.d.R. keine derartig hohen Ansprüche an den pflanzlichen Bestandteil ihrer Nahrung. Sie nehmen Wiesenkräuter, Salate, Gemüse, Keimlinge und Obst an.
 
Im Folgenden werden Pflanzen aufgeführt, die nach Literaturangaben unbedenklich verfüttert werden können. Weitere Informationen zu Futterpflanzen finden sich in der entsprechenden Spezialliteratur zu den einzelnen Tierarten.
 
Geeignete Futterpflanzen:

  • Blätter u.a. von Obstbäumen, Himbeere, Walderdbeere, Johannisbeere, Brombeere

  • Kräuter u.a. Acker Hellerkraut, Brennnessel, echter Beinwell, Flockenblume, Frauenmantel, Gänseblümchen, Gänsedistel, Gänsefuss, Giersch, Habichtskraut, Hirtentäschelkraut, Huflattich, Kapuzinerkresse, Löwenzahn, Milchdistel, Möhre, Pastinak, Pimpinelle, Portulak, Schafgarbe, Scharbockskraut, Spitz-, Mittel- und Breitwegerich, Taubenkropf - Leimkraut, Taubnessel, Vogelmiere, Weissklee, Wiesen-Pippau, Wiesenkerbel, Zaun- und Ackerwinde.

  • Salate u.a. Feldsalat, Eichblattsalat, Lollo Rosso, Kresse, Endivie, Portulak und Rucola

  • Gemüse u.a. Grünkohl (wenig), Karotten, Zucchini, Paprika, Gurke, Tomate (sehr wenig), Fenchel und Mangold

  • Früchte u.a. Orange, Apfel, Birne, Pfirsich, Aprikose, Weintraube, Walderdbeere, Himbeere, Brombeere, Eberesche, Hagebutte, Banane (nur in geringen Mengen)

  • Keimlinge u.a. Brunnenkresse

Um Mangelerscheinungen vorzubeugen und um die Anreicherung eventuell bedenklicher Pflanzeninhaltsstoffe zu vermeiden, muss die ausschliessliche Verfütterung einer einzigen Futterpflanzensorte vermieden werden. Die Fütterung herbivorer Reptilien muss unter Berücksichtigung der artspezifischen Ansprüche (z.B. Rohfaseranteil) so abwechslungsreich wie möglich gestaltet werden. Um Verwechslungen mit evt. giftigen Pflanzen zu vermeiden, sollten nur Pflanzen verfüttert werden, die eindeutig bestimmt werden können. Ein Bestimmungsbuch für Pflanzen kann hierbei wertvolle Dienste leisten.   
 
Verdauung von Rohfaser
Herbivore Reptilien können mithilfe ihrer komplexen Darmflora die für sie eigentlich unverdauliche, pflanzliche Rohfaser aufschliessen. So deckt der Grüne Leguan 30-40 % seines Energiebedarfes durch die mikrobielle Vergärung (Fermentation) von Rohfaser in seinem Dickdarm. Viele Landschildkröten nutzen die Rohfaser sogar noch effizienter aus. Gelangt nun ballaststoffarmes, leicht verdauliches (z.B. zarte Blättchen von Salat oder zuckerhaltiges Obst) bzw. kohlenhydratreiches Futter (Getreideprodukte) in den als Gärkammer fungierenden Darm, wird dieses viel zu schnell zersetzt und es kommt zu Störungen der hochspezialisierten Darmflora mit vielfältigen Problemen:

  • Das Milieu im Darm verändert sich. Andere Bakterienarten kommen mit dieser Nahrung deutlich besser zurecht und vermehren sich schnell. Sie verdrängen die eigentlichen Darmbakterien und schädigen damit die verdauungsaktive Darmflora zum Teil erheblich. Zudem kann es aufgrund von Fehlgärungen zur Bildung von Gasen und Säuren kommen.

  • Durch die Veränderung des inneren Darmmilieus wird die Aufnahme wichtiger Nährstoffe, Vitamine und Mineralien gestört.

  • Die Verweildauer des Futters wird zum Teil auf unter 24 Stunden verkürzt. Bei europäischen Landschildkröten beträgt sie normalerweise bis zu 14 Tagen. Durchfall und Wasserverlust sind die Folgen. Auch Parasiten können sich leichter vermehren.

 
Die meisten Schildkröten versuchen den Mangel an Rohfaser auszugleichen, indem sie Bodengrund fressen. Dadurch kann es zu schwersten Verstopfungen kommen.
 
Die Zusammenstellung der Futterration und damit der Gehalt an Rohfaser, Eiweiss und leichtverdaulichen Kohlenhydraten muss sich, wie bereits ausgeführt, an den natürlichen Vorgaben orientieren. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass ausgewachsene Pflanzenteile weitaus weniger Eiweiss und dafür mehr Rohfaser enthalten als junge, zarte Triebe. Deshalb sollten Keimlinge trotz ihres hohen Gehaltes an Mineralstoffen nicht regelmässig an europäische Landschildkröten, Grüne Leguane oder Dornschwanzagamen verfüttert werden.
 
Alle Grünpflanzen oder Früchte müssen vor dem Verfüttern sorgfältig gewaschen und anschliessend getrocknet werden. Nach Möglichkeit sollten nur unbehandelte Pflanzen verfüttert werden, die ohne den Einsatz von Insektiziden, Herbiziden und Pestiziden erzeugt wurden. Verwelkte oder verfaulte Pflanzenteile sind zu entfernen. Frischfutter sollte immer "frisch" verfüttert werden, da der Vitamingehalt durch längere Lagerung stark abnimmt. Bei falscher Lagerung (z.B. Salate in Plastiktüten) können sich Bakterien und Schimmelpilze stark vermehren, was ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die Tiere darstellt.
 
Bei allen gesammelten Pflanzen (z.B. Wildkräuter) ist darauf zu achten, dass es sich um unbelastete Pflanzen handelt (Vorsicht in der Nähe von Obstplantagen, Weinbergen, Intensivkulturen!). Auch sollten Pflanzen, die in unmittelbarer Nähe stark befahrener Strassen, Industrieanlagen u.ä. oder auf Flächen wachsen, wo sich regelmässig Wildkaninchen, Hunde etc. aufhalten, grundsätzlich nicht verfüttert werden. Um Vergiftungen zu vermeiden, sollten nur Pflanzen verfüttert werden, die man eindeutig bestimmen kann.
 
Stark oxalsäurehaltige Pflanzen wie Spinat, Sauerampfer, Gurken, Melonen, Petersilie und Tomaten führen zu einer deutlichen Verringerung des resorbierbaren Kalziumgehaltes der Nahrung. Da die Oxalsäure das Kalzium als Komplex bindet, der wieder ausgeschieden wird, steht das natürlich in der Nahrung vorhandene Kalzium den Tieren nicht zur Verfügung. Daher sollten stark oxalsäurehaltige Pflanzen nur in geringem Umfang verfüttert werden.
 
Vergiftungen durch Pflanzen
In der Natur ernähren sich pflanzenfressende Reptilien gezielt von bestimmten Pflanzen. Dabei werden zwar auch - in unterschiedlicher Menge - potenziell giftige Pflanzen oder Pflanzenteile aufgenommen, dies führt jedoch aufgrund natürlicher Schutzmechanismen i.d.R. nicht zu Vergiftungserscheinungen. Bei Pflanzen, die nicht aus dem Herkunftsland der Tiere stammen, greifen diese Schutzmechanismen jedoch nicht, was insbesondere bei der Verfütterung von einheimischen Pflanzen entsprechend berücksichtigt werden muss.
 
Über Vergiftungen bei Reptilien und Amphibien durch die Aufnahme von Pflanzen (Futter- und/oder Terrarienpflanzen) ist bisher nur sehr wenig bekannt. In der Literatur werden für Reptilien die unten aufgeführten Pflanzen bzw. Pflanzenteile als unverträglich bzw. giftig dargestellt. Ob hierfür exakte wissenschaftliche Untersuchungen vorliegen, oder ob einfach Kenntnisse aus dem Säugetier- und Vogelbereich übernommen wurden, kann an dieser Stelle nicht geprüft werden. Mit Sicherheit können viele dieser Pflanzen (u.a. Birkenfeige, Drachenbaum, Dieffenbachia) ohne Probleme bei nicht pflanzenfressenden Arten zur Bepflanzung von Terrarien verwendet werden.
 
Unverträgliche bzw. giftige Pflanzen
Ackergauchgeil, Ackerwicke, Akelei, Aloe, Alpenheckenkirsche, Azaleen (z.B. Alpenrose, Rhododendron), Alpenveilchen, Amaryllis, Anemonen, Begonie, Bilsenkraut, Birkenfeige, Buchsbaum, Dieffenbachie, Distel, Drachenbaum, Efeu, Eibe, Eiche, Eisenhut, Engelstrompete, Feigenbaum, Feuerdorn, Fingerhut, Fliegenpilz, Flockenblume, Geissklee, Giftsumach, Goldregen, Götterbaum, Gummibaum, Hahnenfuss, Heckenkirsche, Herbstzeitlose, Holunder, Hyazinthen, Jakobs-Kreuzkraut, Jasmin, Jungfernrebe, Kartoffel, Kletterfeige, Korallenstrauch, Kornblume, Kreuzkraut, Krokus, Lampionblume, Leinkraut, Liguster, Lilien, (z.B. Feuerlilie, Schwertlilie), Lobelie, Lorbeer, Loorbeer-Kirsche, Loorbeerrose, Löwenmaul, Lupine, Maiglöckchen, Mandel, Margerite, Marienfrauenschuh, Mistel, Mohrenhirse, Narzissen, Nelken, Obstkerne (von Pfirsich, Kirsche, Pflaume, Apfel), Oleander, Osterglocke, Palmlilie, Paradisvogelblume, Pastinak, Pflaume, Platterbse, Prunkwicke, Rittersporn, Robinie, Rosmarin, Rosskastanie, Salbei, Saubohne, Schachtelhalm, Schefflera, Schlafmohn, Schöllkraut, Seidelbast, Stechpalme, Springkraut, Tabak, Tomate, Tränendes Herz, Trompetenblume, Tulpenbaum, Veilchen, Vogelwicke, Wacholder, Weihnachtskaktus, Wicken, Wunderblume, Yucca, Zimmerkalla und viele Wolfsmilchsgewächse (Euphorbiaceae, z.B. Weihnachtsstern, Christusdorn, Wunderbaum, Ricinus u.v.a.).

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